Der Beitrag erschien am 3. April 2023 auf Seite 9 im Weser-Kurier (Bremer Tageszeitungen AG).

 

Nachhaltige Mobilität

App soll eigenes Auto ersetzen

Wie geht Mobilität ohne, dass jeder ein eigenes Auto braucht? Dazu hat ein Strategiebüro aus Osterholz Ideen entwickelt. Der Schlüssel sei ein zweckmäßiges Nahverkehrsnetz.

Von Lisa Duncan

 

 

Der Beitrag erschien am 19. März 2020 auf Seite 4 im Stadtteil-Kurier Südost des Weser-Kurier (Bremer Tageszeitungen AG).

 

Ganz schön klimafreundlich

Worauf es modisch ankommt, erzählt Coach Wiebke Brüssel im Interview - Workshop "Nie wieder nichts zum Anziehen“ ist vertagt.

 

Foto von Karina Korfhage vom Klimaquartier Ellener Hof  un Wiebke Brüssel vor einer Tafel mit dem Text "Nie wieder nichts zum Anziehen". Beide halten je ein Stück eines Maßbandes.

Karina Korfhage (links) vom Projekt Klimaquartier Ellener Hof und Klimacoach Wiebke Brüssel warteten am vergangenen Sonnabend vergeblich auf die Teilnehmer ihres Workshops. Das grassierende Coronavirus machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Aber alles wird nachgeholt, versichern die beiden. Ein Termin steht noch nicht fest. Foto: PETRA STUBBE.

Wiebke Brüssel ist Gründerin und Geschäftsführende Gesellschafterin des Strategiebüro Nord. Darüber hinaus ist die Beraterin ehrenamtlich als Klimacoach tätig.

 

Wie ist die Idee geboren, den Inhalt des Kleiderschrankes zu überdenken und zu diesem Thema einen Workshop anzubieten?

Wiebke Brüssel: Meine persönlichen Erfahrungen motivieren mich, einen solchen Workshop zu geben. Ich habe oft erlebt, wie Menschen in meinem Umfeld klagen, dass sie nichts im Schrank haben und sich viele neue Sachen kaufen.

 

Um sie dann nicht zu tragen?

Vieles bleibt wenig getragen, manches sogar ungetragen. Da quillt nicht nur der Kleiderschrank über, das ist ökologisch sehr bedenklich.

 

Worin sehen Sie die klimaschädlichen Folgen eines übermäßigen Kleidungskonsums?

Die Emission bei Produktion und Transport, der hohe Wasserverbrauch bei der Baumwollgewinnung, giftige Chemikalien, die beim Färben in Gewässer gelangen oder schlechte Arbeitsbedingungen – die Liste ist lang.

 

Wie sieht ihr Kleiderschrank aus?

Schmal. Ich teile diesen Schrank sogar mit meinem Mann. Jedes Teil ist sorgfältig ausgewählt. Seit einigen Jahre bin ich als Strategieberaterin selbstständig, arbeite in ganz verschiedenen Unternehmen und muss die Kleidung dem Anlass anpassen. Im Sweatshirt zur Beratung einer Bank oder im Business-Kostüm zu sozialen Einrichtungen, das passt nicht.

 

Das klingt eher nach einem großen Kleiderschrank.

Genau da liegt der Ansatz. Brauche ich wirklich so viele Sachen? Ich habe mich dem Thema strategisch genähert. Wie kann ich was kombinieren? Was steht mir überhaupt? Was ziehe ich immer an? Was landet immer unberührt hinten im Schrank? Da schrumpft die Anzahl der Kombinationen, die ich brauche. Aber die kann ich wirklich alle gebrauchen. Seit 2013 kaufe ich bis auf wenige Ausnahmen Second-Hand-Kleidung.

 

Wie lange dauert so eine Bestandsaufnahme?

Das geht schnell, aber die Umsetzung ist ein Prozess, der bei mir ein Jahr gedauert hat. Ich denke sehr gründlich nach, bevor ich etwas in mein Haus lasse. Gekauft wird kein "geht so", sondern nur Stücke, die ich wirklich von Anfang im liebe.

 

Woher bekommen Sie Second-Hand-Kleidung?

Da gibt es ausreichend Quellen: Secondhand- Läden, Flohmärkte, Tauschbörsen oder Onlineplattformen wie Kleiderkreisel und ubup. Da wird übrigens auch Kleidung angeboten, die absolut neuwertig ist. Ein Umtausch ist dann nicht immer möglich und genau deshalb ist es wichtig, sich und seine Bedürfnisse genau zu kennen.

 

Also neben der Bestandsaufnahme im Schrankgeht es im gleichen Maße um Selbstreflexion?

Nicht nur Fakten wie Körpermaße und die Qualität der Kleidung sind entscheidend. Wie betone oder kaschiere ich etwas mit den Sachen, die ich trage und welche Farben stehen mir? Das sind ganz entscheidende Ausgangsfragen. Teil des Seminars ist auch, sich innerhalb der Gruppe der Workshop-Teilnehmer konstruktiv und wertschätzend auszutauschen.

 

Worin sehen Sie, abgesehen mal vom ökologischen Aspekt, einen Vorteil bei dieser Art des Konsums?

Ich empfinde es als entspannend, mich nicht von der Werbung steuern und treiben zu lassen, sondern gezielt Ausschau nach Kleidungsstücken zu halten. Außerdem spart man eine Menge Geld.

 

Kleidung ist ja auch Ausdruck von Persönlichkeit und Stimmung, die sich ändern kann. Sehen Sie sich nicht auch an Sachen über und möchten einen Wechsel im Schrank?

Eigentlich nicht. Dann ändere ich die Kombinationen, setze mit einem Tuch oder einer Tasche neue Akzente. Das, was dann wirklich einmal den Schrank verlassen muss, ist beschädigt oder verschlissen und wandert in die Kleidersammlung, oder die Stoffe finden eine andere Verwendung.

 

Das Gespräch führte Silja Weißer.

© Strategiebüro Nord